Was hat Empathie mit Emotionaler Intelligenz zu tun?

Warum aus dem besten Mechaniker nicht unbedingt ein guter Vorgesetzter wird. Oder: Welchen Schnuller können empathische Führungskräfte ihren Teams anbieten und warum Emotionale Intelligenz als die wichtigste Währung in unserem Jahrhundert bezeichnet wird.

Die offizielle Definition von Wikipedia:

Emotionale Intelligenz ist ein von John D. Mayer (University of New Hampshire) und Peter Salovey (Yale University) im Jahr 1990 eingeführter Terminus. Er beschreibt die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle (korrekt) wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Das Konzept der emotionalen Intelligenz beruht auf der Theorie der multiplen Intelligenzen von Howard Gardner, deren Kerngedanke bereits von Edward Lee Thorndike und David Wechsler als „soziale Intelligenz“ bezeichnet wurde. Diesen verdeutlichte Thorndike 1920 mit einem Beispiel, wonach der (fachlich) beste Mechaniker als Vorarbeiter scheitern wird, wenn es ihm an sozialer Intelligenz fehlt.[1] Das Thema „emotionale Intelligenz“ ist somit auch ein Beitrag zur Diskussion der Frage nach dem Erfolg im Leben und Beruf. Zu dessen Popularisierung hat insbesondere der US-amerikanische Psychologe und Wissenschaftsjournalist Daniel Goleman mit seinem Buch EQ. Emotionale Intelligenz (1995) beigetragen.

Daniel Goleman definiert den Begriff emotionale Intelligenz in Anlehnung an Salovey und Gardner durch die folgenden Fähigkeiten:

  • Die eigenen Emotionen kennen  Die eigenen Emotionen erkennen und akzeptieren, während sie auftreten.
  • Emotionen beeinflussen   Gefühle so handhaben, dass sie der Situation angemessen sind (statt zu dramatisieren oder zu verharmlosen).
  • Emotionen in die Tat umsetzen   Emotionen so beeinflussen, dass sie bei der Erreichung von Zielen helfen.
  • Empathie     Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Einfühlungsvermögen.
  • Umgang mit Beziehungen   Die Fähigkeit der erfolgreichen Gestaltung von Beziehungen besteht im Wesentlichen im Umgang mit den Gefühlen anderer Menschen.

Empathie als der wesentliche Teil der Emotionalen Intelligenz

Eine Freundin erzählte mir folgende Geschichte: Sie hatte vor einiger Zeit sehr heftigen Liebeskummer, immer wieder überkam sie der Schmerz und die große Trauer über den Verlust ihres Partners. So auch in der U-Bahn, als sie zur Arbeit in Berlin fuhr. Ihr gegenüber im Abteil saß eine Frau mit einem kleinen Mädchen, das mit seinem Nuckel im Mund aufmerksam seine Umgebung betrachtete, so auch meine Freundin. Natürlich sah sie auch, wie heftig diese weinte … nach kurzer Zeit, sah das kleine Mädchen seine Mutter fragend an, die aber nicht reagierte. Nach einer kurzen Bedenkzeit, und da niemand auf das Weinen meiner Freundin reagierte, schließlich nahm sie den Nuckel aus dem Mund und bot ihn meiner Freundin an. Empathie in Reinform: Das Angebot von Trost und Unterstützung für jemanden, dem es ganz offensichtlich nicht gut geht. Und sind es nicht diese kleinen Gesten, die uns rühren und uns auch wieder deutlich machen, dass wir ein Teil einer Gemeinschaft und eben nicht allein sind?

Was hat das kleine Mädchen getan? Es hat erkannt, dass jemand traurig ist und sich offensichtlich nicht allein wieder beruhigen kann. Es hat in sich hingehört und dort die Lösung gefunden: Wenn ich traurig bin, dann habe ich meinen Schnuller, mit dem ich mich beruhigen kann. Und im letzten Schritt war sie bereit ihre Hilfe ganz praktisch anzubieten, damit sich meine Freundin wieder beruhigen kann – so einfach kann es sein.

Im übertragenden Sinn heißt das also für Führungskräfte: Welchen Schnuller kann ich meinen Mitarbeitenden anbieten, damit sie sich gesehen fühlen und ich ihnen das Gefühl geben kann, dass sie ein Teil des Teams sind und dass ich ihre Motivation brauche, damit das Team erfolgreich ist.

Je besser ich nachfühlen kann, warum derjenige sich so fühlt, desto zielgenauer kann ich eine Lösung für sein Problem kennen. Dafür wiederum muss ich mich selbst gut kennen und die Mimik, Körpersprache entschlüsseln können, die mein Gegenüber zeigt. Ich brauche dafür, vor allem ein Vertrauen in mein eigenes Bauchgefühl. Das bedeutet, sich die kurze Zeit zu nehmen, in sich hineinzuhören und sich zu fragen: Wie fühlt sich das, was ich beim anderen gerade sehe, in meinem eigenen Körper an. Dabei können wir uns auf das Konzept der „Spiegelneuronen“ im limbischen Teil unseres Gehirns verlassen: Diese Spiegel bekommen durch unsere Sinne (Augen, Ohren, Mund, Nase und Haut) Informationen und wandeln diese Informationen zu Körperempfinden um, muss ich z.B. stark schlucken oder treten mir die Tränen in die Augen, wenn ich jemanden weinen sehe? Oder baut sich vielleicht vielmehr eine Panik und Abwehr in meinem Körper auf, weil ich mich z.B. als Führungskraft ganz hilflos fühle, wenn meine Mitarbeiterin weint?

Ist das wichtig oder kann das weg?

Wir alle werden als perfekte, empathische Wesen geboren. Wir sind bestmögliche Mimikleser, aufmerksame Beobachter und angstfreie Kommentatoren (nachzulesen in meinem Blog “Empathie durch Mimikresonanz).

Durch die Nutzung von z.B. Smartphones nimmt diese Fähigkeit aber leider deutlich ab. „ Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.” schätzt den Smartphone-Absatz in Deutschland für das Jahr 2022 auf 21,9 Millionen Stück. Die Anzahl der Smartphone-Nutzer beläuft sich hierzulande auf rund 62,6 Millionen. Im Jahr 2021 besaßen rund 94,2 Prozent der 14- bis 19-jährigen Personen in Deutschland ein Smartphone/Handy im Haushalt. In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen waren es 95,5 Prozent, bei den 30- bis 39-Jährigen 96 Prozent. Der Anteil der Smartphone-Nutzer/-Besitzer bei den über 70-Jährigen beläuft sich immerhin noch auf 68,2 Prozent. Smartphones sind in Deutschland also sehr weit verbreitet. Vor allem auch deshalb, weil die multifunktionalen Geräte längst mehr sind, als nur tragbare Telefone. Der Umgang mit Smartphones beginnt heutzutage schon im Kindesalter. Mehr als die Hälfte der 6- bis 9-jährigen Kinder nutzt bereits ein Smartphone, bei den 10- und 11-Jährigen sind es bereits mehr als 80 Prozent.

So gesehen, hatte meine Freundin deutlich Glück, dass das kleine Mädchen offensichtlich noch zu jung für ein Smartphone war und sich mit seiner Umgebung beschäftigte.

Ich habe jedoch oft das Gefühl, egal ob in der U-Bahn, im Zug, im Training oder auch einfach im Restaurant, dass Menschen, egal ob als Gruppe oder Paar, kontinuierlich auf ihr Smartphone starren und mit scrollen, sprechen und tippen beschäftigt sind.

Immer lauter werden Bedenken von diversen Wissenschaftlern, was diese Bewegung wohl mit uns als empathische Wesen machen wird …

Die Professorin für Psychologie an der University of California, Patrica Greenfield beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit den messbaren Folgen der Nutzung von digitalen Medien und hat schon 2014 in einer Studie festgestellt, dass z.B. Sechsklässler durch eine intensive Mediennutzung (mehrere Stunden täglich) eine „verringerte Empfindlichkeit gegenüber emotionalen Signalen in ihrer Umwelt zeigen und die Fähigkeit verlieren, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen.

Wir lernen alle durch Nachahmung und suchen uns unsere Vorbilder selber aus!

Was macht eine Führungskraft erfolgreich?

Aus meiner Sicht sind es folgende Punkte, die eine moderne und erfolgreiche Führungskraft heute erfüllen sollte:

Ein hohes Maß an Selbstreflexion

Wer sich selbst gut kennt, seine Emotionen richtig einordnen kann und sie nicht verdrängt, sondern für sich nutzt, der kann sich auch in andere Menschen hineinversetzen und sie verstehen. Dazu brauche ich ein grundsätzliches Verständnis, aber auch eine kontinuierliche Selbstreflexion, im optimalen Fall unterstützt durch einen Sparringpartner oder ein Coaching.

Ein hohes Maß an Resilienz

Das bedeutet, dass ich ein gesundes Maß zwischen Struktur und Flexibilität für mich selbst habe: Ich kann mich selbst entspannen, kann mich motivieren, weiß, was mir guttut und habe das richtige Verhältnis zwischen Engagement und Entspannung gefunden.

Die Fähigkeit, eine Atmosphäre von Vertrauen und Klarheit zu schaffen

Führungskräfte sind dafür verantwortlich, dass Mitarbeitende Fehler machen dürfen und Feedback bekommen. Dazu gehört eine Atmosphäre, in der ich mich traue z.B. meine Chefin zu kritisieren, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben und auch weiß, dass meine Kritik gehört und auch diskutiert wird. Die „Lernende Organisation“ ist das Modell der Zukunft, d. h. eine Organisation lädt dazu ein, Fehler zu betrachten. Dabei wird, gemäß dem bewährten „Harvard-Modell“ Person und Problem getrennt, das meint: Es ist nicht wichtig, wer das Problem verursacht hat, sondern warum es entstanden ist.

Warum aus dem besten Facharbeiter oder Hochschulabsolvent nicht automatisch eine Führungskraft wird

„Können Sie CEO“ titelt die „Harvard Businessmanager“ im Januar 2023. Ein klares Indiz dafür, dass die bisherigen Kompetenzen und Fähigkeiten von Führungskräften nicht mehr ausreichen, sondern durch die Bewerber durch die Kompetenzen und Fähigkeiten, die emotionale Intelligenz ausmachen, ergänzt werden müssen. Empathie ist ein Erfolgsfaktor, um in die CEO-Lounge aufzusteigen oder in der Unternehmensnachfolge erfolgreich zu sein.

Unternehmen sind heute dem ständigen Wandel ausgesetzt: im Außen durch Veränderungen in Politik, Umwelt und Beschaffungswegen. Im Innen durch Themen wie „Digitalisierung“, „Diversität“, „Internationalität“, „Migration“ und „Fachkräftemangel”. Um diesen ständigen Wandel gut managen zu können und vor allem die Mitarbeitenden weiterhin motiviert und gesund zu halten, benötigen Unternehmen Menschen mit einem hohen Maß an Intelligenz zum Aufbau und zur Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen, zum gesunden Teamverbund und zur nachhaltigen Feedbackkultur. Emotionale Intelligenz ist deshalb der Schlüssel zum beruflichen Erfolg.

Wie kann man Emotionale Intelligenz (wieder) erlernen?

Um sich für die moderne Arbeitswelt bestmöglich aufzustellen, habe ich Führungs- und Umsetzungstraining entwickelt: MetaLead.

In meinem Konzept werden genau diese wichtigen Elemente gelehrt und vor allem in der eigenen Organisation umgesetzt: ein Training für mehr Empathie, klare Kommunikation und Führung auf Augenhöhe. Es richtet sich an Menschen, die ihre Führungsrolle überdenken und optimieren möchten und macht Sinn für alle Organisationen, die sich gesunde und motivierte Mitarbeitende wünschen.

Teilnehmer vom MetaLead-Training berichten von mehr eigener Motivation, mehr Spaß bei den Führungsaufgaben und von Teams, die offen und direkt miteinander kommunizieren und vertrauensvoll miteinander umgehen.

MetaLead ist ein 6-monatiges hybrides Führungskräfteprogramm. Es findet in Formaten von Tagesseminaren, Coachings und Supervisionen statt, sowohl online als auch in Präsenz im eigenen Unternehmen oder in Potsdam.

Das ist drin:

  • Mit einem Mimikresonanz©Training (Link einfügen) ist man schon nach wenigen Tagen wieder fit in der Mimikerkennung und hat das Rüstzeug, um selbst weiter zu trainieren.
  • Um die eigenen Emotionen besser zu verstehen und auch leichter mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, ist der Motivkompass© im Training erhalten – er ist ein tolles Tool, um die Auswirkungen von erfüllten oder auch unerfüllten Bedürfnissen zu verstehen.
  • Mit dem MeSource©-Training schließlich wird die eigene Kompetenz des Emotionsmanagements verfeinert und die persönliche Resilienz in Topform gebracht.
  • Das Kernstück von MetaLead ist allerdings die kontinuierliche Begleitung. Im Training gibt es regelmäßige Inputs und wissenschaftliche Erklärungen, auch Vorschläge, wie die Impulse im Unternehmen umzusetzen sind. Das Wichtigste ist aber die Umsetzungsbegleitung. In regelmäßigen Coachingsitzungen, werten wir die Ergebnisse aus, ich gebe Feedback und gemeinsam passen wir das Vorgehen sinnvoll an die Organisation und die Menschen an. Dann geht es in die nächste Runde …

Klingt interessant? Dann gerne einen unverbindlichen Gesprächstermin vereinbaren:


Stefanie Pannier
Stefanie Pannier ist Business Coach und Systemische Beraterin

Erfolgreich scheitern like a Pro!

Ich bin Stefanie Pannier: Unternehmensberaterin, Mimikresonanz©Master und emtrace©Master Coach.

Ich stelle meine Kompetenz seit vielen Jahren bei Konfliktklärungen, in der Streitschlichtung und für eine bessere Führungskultur zur Verfügung.


Grundsätzlich:

  • In meinen Blogs wird geduzt. Meine Arbeitsthemen sind sehr persönlich und immer vertraulich. Ich möchte mir keine Leserschaft vorstellen, die ich nicht duzen möchte. Dabei lege ich Wert auf Augenhöhe und Respekt.
  • Im Mittelpunkt stehen bei mir Lesbarkeit und Inhalt. Deshalb verzichte ich auf geschlechtsspezifische Paarformen. Die von mir verwendeten Einzelformen meinen immer alle Menschen.
  • Alle Fotos gehören mir selbst oder Adobe Stock

 

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