Vom Scheitern in Geschäftsbeziehungen

Warum Erwartungsklärung Konflikten vorbeugt

VON DIR ALS COACH HÄTTE ICH ABER EINE ANDERE REAKTION ERWARTET!

Diesen Ausspruch höre ich immer wieder mal, besonders von den Menschen, die gerade über meine Grenze gegangen sind und nun, Wertschätzung und Anerkennung für sich selbst verlangen. Plötzlich bin ich von „Beleidigten Leberwürsten“ umgeben, die von mir gelobt werden wollen.

Mein heutiger Beitrag ist ein Rant (auf Deutsch: Schimpftirade) zum Thema „Grenzen wahren und eigenverantwortlich handeln“. Heute mache ich mir also mal so richtig Luft!

Was erwarten Menschen von mir, die mich an meine professionelle Rolle als Coach erinnern? Weil ich ein kompetenter Coach mit viel Erfahrung bin, soll ich was genau tun? Weise nicken und sagen: Na klar, Du hast mich zwar gerade sehr verletzt, aber ich habe Dich trotzdem lieb und Du bist die Beste! Oder: Ich verstehe: Du bist gerade sehr emotional und fühlst Dich betroffen und na klar, jammere ruhig ein wenig herum und beschwere Dich, das tut Dir sicher gut und mir macht es nichts aus, ich bin ja Coach.

Nach meiner Erfahrung haben die Menschen, die mir vorwerfen, ich würde mich nicht angemessen verhalten, meistens folgendes Problem: Sie gehen nicht in die Verantwortung für ihr eigenes Handeln. Sie haben meist kein gutes Gespür für die Grenzen anderer Menschen und fordern Verhaltensweisen ein, die sie selbst nicht ausfüllen.

Ich bin viele

Coach zu sein, ist nur eine meiner Rollen. Ich bin auch Frau, Kundin, Freundin, Partnerin, Schwester und ich vor allem „Ich“. Je nach Rolle verhalte ich mich anders, sind mir andere Werte wichtig und verteidige ich meine Werte auch entsprechend. Erhalte ich als Kundin eine Dienstleistung, mit der ich nicht zufrieden bin und die ich überteuert bezahlen muss (ich hatte mich dazu schon in meinem letzten Beitrag geäußert), reagiere ich enttäuscht, wütend und beklage mich. Da bin ich eben nicht Coach, ich bin Kundin und mir hilft auch eine Aussage wie: "Das finden aber alle toll", nicht wirklich weiter.

Aus meiner Rolle als Coach

Und auch als Coach streichle ich keine Köpfe und sage: „Nicht so schlimm, wird alles wieder gut“. Ganz im Gegenteil, ich höre aufmerksam zu und frage dann nach: „Was, denkst Du, hast Du dazu beigetragen, dass es zu dieser Situation gekommen ist? Was kannst Du an Deinem Handeln verändern, damit die Situation sich wieder entspannt?“ Denn eins ist sicher: "Nur Du kannst Dein Verhalten ändern, der andere Mensch hat gar keinen Grund dazu".

In meinem Fall: Als Kundin, hätte es mir geholfen, dass der Dienstleister mir an irgendeiner Stelle mal gesagt hätte: „Tut mir leid, dass Sie nicht zufrieden sind. Was kann ich tun, damit wir ein gutes Ende finden?“ Vor so einem Handeln hätte ich großen Respekt, hätte mich bedankt und ein wenig gegrummelt und dann hätte ich mit Sicherheit eingelenkt. Leider gab es in diesem Fall kein Happy End. Ich habe damit abgeschlossen – auch darüber habe ich bereits berichtet.

Rache dient immer dem Feind

Ich bin kein Fan von Rache, denn sich zu rächen heißt immer selbst Gift zu trinken, in der Hoffnung, dass der andere tot umfällt. Diesen Gefallen tut er uns aber meist nicht. In einem Ärger zu bleiben und ihn beständig zu befeuern, indem man auf Rache sinnt und die Pläne dafür schmiedet, heißt auch immer, mit dem anderen weiter verbunden zu bleiben. Loslassen, sich selbst etwas Gutes tun, ist weit effektiver und gesünder.

Bitte jetzt selbständig handeln

Mein Appell: Bitte nicht nach Verständnis, Wertschätzung und Lob rufen, nur weil jemand ein Profi ist. Mal kurz innehalten und sich selbst fragen: „Was genau habe ich getan, dass es zu dieser Situation gekommen ist, und was kann ich dafür tun, dass sich die Situation wieder entspannt?“

Für diese Bewusstwerdung ist das Modell der GFK – Marshal B. Rosenberg – oder wie ich sie gerne nenne, die „Ressourcenvolle Kommunikation“ eine gute Grundlage. Das Vorgehen ist denkbar einfach und besteht nur aus 4 wesentlichen Schritte:

  • Sich selbst fragen: Was kann ich gerade beobachten?
  • Sich hinterfragen: warum reagiere ich so darauf?
  • Sich selber fragen: Was genau brauche ich jetzt für mich, damit es mir besser geht?
  • Erst dann den oder die andere ansprechen und eine ganz konkrete Bitte aussprechen

Mit ein bisschen Übung wird es immer leichter. Diese "Ressourcenvolle Kommunikation" ist gleichzeitig eine Selbstcoaching-Methode und eignet sich hervorragend, um die eigene Haltung zu überprüfen: Handle ich selbstverantwortlich oder suche ich die Schuld bei Anderen? Wenn andere Schuld haben, ist das zwar sehr bequem, macht mich aber auch vollkommen abhängig. Will ich selbstbestimmt und eigenverantwortlich leben, ist es wichtig, mein Handeln zu verantworten und zu hinterfragen.

Damit sorge ich gut für mich, und lerne mich auch immer besser kennen. Das hat nichts mit Egoismus oder sogar Narzissmus zu tun: Wenn wir alle selbst dafür sorgen, dass es uns gut geht, bin ich davon überzeugt, dass es uns allen viel besser geht.

Einfach mal machen

Übrigens: Für Rollenklarheit und vor allem für ein Bewusstsein darüber, welche Rolle mich gerade richtig stresst, aber auch, welche mir Kraft und Zuversicht gibt, habe ich ein Übungsblatt auf meiner Homepage hinterlegt. Du kannst es Dir gerne kostenfrei downloaden und wenn Du mir einen Kommentar dazu schickst oder Dich darüber austauschen möchtest, lass es mich gerne wissen!

Ich wünsche uns allen mehr Leichtigkeit und Eigenverantwortung und eine gute und sinnstiftende Zeit. Machen wir etwas Gutes daraus.


Erfolgreich scheitern like a Pro!

Ich bin Stefanie Pannier: Unternehmensberaterin, Mimikresonanz©Master und emtrace©Master Coach.

Ich stelle meine ScheiternKompetenz seit vielen Jahren bei Konfliktklärungen, in der Streitschlichtung und für eine besser Führungskultur zur Verfügung.


Grundsätzlich:

  • In meinen Blogs wird geduzt. Meine Arbeitsthemen sind sehr persönlich und immer vertraulich. Ich möchte mir keine Leserschaft vorstellen, die ich nicht duzen möchte. Dabei lege ich Wert auf Augenhöhe und Respekt.
  • Im Mittelpunkt stehen bei mir Lesbarkeit und Inhalt. Deshalb verzichte ich auf geschlechtsspezifische Paarformen. Die von mir verwendeten Einzelformen meinen immer alle Menschen.
  • Alle Fotos gehören Stefanie Pannier oder Adobe Stock

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